Die Entstehung der Mu’tazila
Ḥasan al-Baṣrī2 war seinerzeit ein Gelehrter und ein leidenschaftlicher Prediger, der emotionale Reden hielt. Er folgte in religiösen und theologischen Angelegenheiten Imam ʽAlī und zudem war er sein Nachfolger. Er unterrichtete in Basra und hatte zahlreiche Studenten und Schüler. Eines Tages kommt jemand zu ihm und fragt al-Baṣrī, wie jemand sanktioniert wird, der eine große Sünde begeht. Daraufhin antwortet sein Schüler Wāṣil bin ‘Atā3, der spätere Gründer der Muʽtazila: „Wenn jemand eine große Sünde begeht, ist weder ein Gläubiger noch ist er ein Ungläubiger. Er ist in einem Zustand zwischen den beiden Zuständen“. Er veräußerte somit einen Glaubensgrundsatz der Muʽtazila. Es ist eine Station zwischen dem Glauben und dem Unglauben, nicht zwischen dem Paradies und der Hölle. Denn dieser Sündige wird unendlich in der Hölle bleiben, so die Mu‘tazila.
Ibn ‘Abbas überlieferte: „Al-‘āraf ist eine Station zwischen dem Paradies und der Hölle, in der die Gläubigen bleiben, deren gute Taten und schlechte Taten gleich schwer auf der Waage sind. Die Kinder der Götzendiener und die Menschen in der Zeit der Prophetenpause (zaman al-fatra) zwischen ‘Isā und Muḥammad ʽalayhima s-salām werden dort verweilen“4. Dieser Glaubensgrundsatz der Muʽtazila wurde von al-Basri nicht als Vertretbar vernommen und sagte zu den Anwesenden: „qad iʽtazala annā5, was sinngemäß bedeutet: „Er hat sich von uns abgesetzt“. Wāṣil bin ʽAtā gründete eine neue Denkschule und diese wird „Muʽtazila“ genannt. Sie aber nennen sich „ahl al-‘adl wa-t-tawḥid 6“, weil sie der Meinung sind, dass das Bestrafen der Frevler (al-muḫti‘u) und Belohnen der Frommen (al–muṭiʽ) der Gerechtigkeit Gottes entspräche. Die Muʽtazila entwickelte fünf Glaubensgrundsätze: 1. At-Tawḥid: Einheit Allahs; 2. Al-ʽAdl: Gerechtigkeit Allahs; 3. Al-Waʽd und al-waʽīd: Frohbotschaft und Drohung; 4. Manzilatun bayn al-manzilatayn: Zwischenstatus7; 5. Al-amru bi l-maʽrūf wa n-nahyu ʽan il-munkar: Das Gute gebieten und das Verwerfliche verbieten.
Sie übernehmen die hellenistischen Philosophien, um ihre Methodologie ihrer Logik (arab. manṭiq) zu erweitern. Muʽtazila verbreitete sich rasch in der islamischen Welt und wird von Zeit zu Zeit stärker, bis Abū Ḥasan Al-Ašʽarī sich von ihnen abwendet.
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